Ob Sie zum ersten oder zum wiederholten Male in Florenz sind, die erste Begrüßung der Stadt kann nur auf der Piazza della Signoria stattfinden, diesem architektonischen Juwel, symbolischen Ort und Museum unter freiem Himmel: Hier erzählt jeder Stein vom Mythos der Familie Medici. Und wenn diese Steine sprechen könnten - was sie ja in gewisser Weise tun - würden sie uns vom Blut berichten, das im 13. Jahrhundert bei den Gefechten zwischen den weißen und den schwarzen Guelfen vergossen wurde, vom Feuer der Scheiterhaufen, auf dem im 15. Jahrhundert als bekanntestes Opfer Girolamo Savonarola verbrannt wurde. Sie würden von der Dunkelheit des Mittelalters ebenso erzählen wie von Glanz, Pracht und Anmut der Renaissance. Der erste Blick wird auf den berühmten asymmetrischen Turm und die strenge Fassade des Palazzo Vecchio aus dem 14. Jahrhundert gelenkt, dem ehemaligen Wohnsitz der Familie Medici. In seinem Innern sind die Freskomalereien von Vasari im gewaltigen Saal der Fünfhundert zu bewundern, den der Besucher über einen hübsch dekorierten Hof und eine eindrucksvolle Treppe erreicht. Vor dem Hauptportal des Palastes steht als „Torwächter“ eine Kopie des berühmten David von Michelangelo; das Original befindet sich in der Galleria dell'Accademia. Die anderen bedeutenden Gebäude, die den Platz schmücken, sind die elegante Loggia dei Lanzi, in der offizielle Zeremonien und Empfänge abgehalten wurden, sowie das mittelalterliche Tribunale della Mercanzia und der Palazzo Uguccioni.
Über einen langen Durchgang, der bis zum Arno führt, erreicht man die Uffizien (Galleria degli Uffizi). Sie wurden von Vasari für Francesco I De' Medici entworfen und gelten als eines der bekanntesten Kunstmuseen der Welt, das Meisterwerke von Malern wie Giotto, Cimabue, Masaccio, Beato Angelico, Michelangelo, Raffael, Leonardo da Vinci und Botticelli beherbergt. Für die Besichtigung sollte man sich viel Zeit nehmen, nicht nur um vom Stendhal-Syndrom verschont zu bleiben, sondern auch um neben der Schönheit der ausgestellten Kunstwerke den Ausblick aus den Fenstern zu genießen, insbesondere bei einem Gang durch den Vasarikorridor, der seinerzeit vom Gefolge der Medici benutzt wurde, um die Stadt ungestört zu durchqueren, und heute ein ganz besonders schönes Panorama auf den Arno und den stimmungsvollen Ponte Vecchio bietet.
Und wenn der Geist Zeit und weite Räume benötigt, um zur Ruhe zu kommen und die Eindrücke so vieler und großartiger Meisterwerke zu verarbeiten, sollten Sie Ihre Schritte in Richtung Fluss lenken und - nach einer kleinen Stärkung bei einem guten Glas Chianti und den unnachahmlichen toskanischen Crostini - weiter durch das San Miniato-Tor hinauf zu den Hügeln flanieren, um die Stille und den Duft des Weges zu genießen, der Sie zwischen Efeu und niedrigen Mauern an herrlichen Kirchen und Patrizierhäusern vorbei führt.
Wenn Sie dagegen lieber das zweite Herz der Stadt erobern möchten, sollten Sie sich zur Piazza Duomo oder zur Piazza San Giovanni, begeben.
Der Domplatz steht der Piazza della Signoria geschichtlich und künstlerisch in nichts nach. Es ist unmöglich, nicht überwältigt zu sein von der Pracht des Marmors und der Größe des Baptisteriums, von dem bereits die Türen, besonders die von Ghiberti, ein wahrer Schatz sind. Einfach atemberaubend ist die Kathedrale mit ihrer sechshundertjährigen Bauzeit und der weltberühmten Kuppel von Brunelleschi, die als technische Meisterleistung der frühen Renaissance gilt und im Innern mit Fresken von Vasari ausgeschmückt ist. Schaut man zwischen den Schiffen der Kathedrale nach oben, erblickt man staunend die Fenster von Donatello, Ghiberti und Paolo Uccello, sowie die ebenfalls von Uccello geschaffene mechanische Uhr. Und schließlich der Glockenturm von Giotto mit den Lichtspielen seines mehrfarbigen Marmors, der Fliesen und der Biforien mit dem unvergesslichen Panorama, das sich dem Besucher aus 85 Metern hoch über dem Platz bietet.